Donnerstag, 18. März 2010

Letzte Etappe: Per Anhalter durch Australien

Endlich fertig:

Wir ueberlegten uns also, per Anhalter nach Sydney zu fahren. Damit die Leute ueberhaupt wussten, wo wir hin wollten, suchten wir uns einen riesigen Pappkarton, den wir zerlegten und auf beide Teams gleichmaessig aufteilten. Um das Rennen nach Sydney noch gerechter zu machen, bekamen auch beide Schilder auch die gleiche Aufschrift - gut ich will ehrlich sein: Fabian und mir gefiel Tristans Schild einfach so gut, dass wir es kurzerhand uebernahmen ;-)
An unserem letzten Tag feierten wir dann Abschied, indem wider besseren Wissens Goon getrunken wurde. Die Folge daraus: 3-Facher schwerer Kater am naechsten Morgen und wir mussten unsere Abreise noch einen Tag nach hinten verschieben. Und ein weiterer Beweis dafuer, dass Goon vermutlich direkt in der Hoelle gekeltert wird.
Da es im Park ja keine Duschen gab und wir beim Hitchhiken frisch sein wollten, mussten wir wohl oder uebel noch eine Nacht im Arthouse buchen.
Am Morgen darauf schafften wir es aber frisch und frueh genug aus den Betten zu kommen und so schnallten wir uns unser Gepaeck um und wir wanderten los zum Highway, der laut Karte nach Sydney fuehrte.

Dort an einer Tankstelle angekommen, setzten Fabian und ich uns erstmal hin und Team Tristan stellte sich an den Strassenrand und entfaltete sein Schild.
Nach etwa einer halben bis 3/4 Std, als Fabian und ich gerade mal nicht aufpassten, war er dann ploetzlich verschwunden. Schnell kam dann aber ein kurzer Anruf und wir wussten, dass Tristan auf dem Weg nach Sydney war.
Wir schnappten also unser Zeug und stellten uns nun auch mit unserem Schild an den Strassenrand, immer mit einem wachsamen Auge auf Polizeiautos, denn wir hatten Geruechte gehoert, dass Trampen in Victoria verboten sei.
Es dauerte aber auch nur etwa eine 3/4 Std dann hielt ein geraeumiger Pickup, der uns gleich mitnahm (to pick up heisst ja auch aufsammeln, was hatte er also fuer eine Wahl?).
Der Fahrer war ein freundlicher Australier in den 40ern, der uns erklaerte, dass das der falsche Highway sei, um nach Sydney zu kommen. Er fuhr aber seinen Firmenwagen, musste also keinen Sprit zahlen und so nahm er sich die Zeit und fuhr uns etwa eine gute halbe Stunde aus Melbourne raus und brachte uns auf den richtigen Highway! Damit hatte er den Freundlichkeits-Highscore bisher locker geknackt!
Auf dem Hume Highway hiess es dann wieder warten und Schild festhalten. Es dauerte diesmal etwa eine Stunde, bis der naechste Wagen hielt: ein grosses Auto, aehnlich gebaut wie ein Pickup, sodass auch hier massig Platz fuer unsere Backpacks und uns war. Simon, der Fahrer sagte, er koenne uns bis zu einer Stadt mitnehmen, die an der grenze zu NSW liegt, der Staat, in dem Sydney liegt. Das waren etwa 300 km und etwa gut ein Drittel unserer Route, klar dass wir uns darueber freuten. Nach etwa einer Stunde Fahrt erzaehlte er uns dann, dass er Manager von zwei Yachten in Sydney sei und fragte ob wir Interesse daran haetten, auf diesen Booten zu arbeiten. Diese Frage war eine von der ganz rhetorischen Sorte, wir hatten ihm immerhin gerade erst erzaehlt, dass wir mittellos seien und deshalb Trampen muessten. Wir verabredeten also, dass wir ihn anriefen, wenn wir in Sydney angekommen seien und den rest wuerden wir dann vor Ort klaeren.
Irgendwann setzte er uns dann ab, als er vom Hume Hwy runter fahren musste, wo genau das war weiss ich nicht, weil es nichts zur Orientierung gab: Staedte waren in dieser Gegend ein nicht betaetigtes Geruecht.
Also gut: wir versuchten es also von der Haltebucht mitten im Nirgendwo aus, aber es wollte so spaet kein Auto mehr anhalten. Irgendwann wurde es dann auch dunkel und wir konnten die Aktion abbrechen. Wenn ein Auto kam, sah es uns viel zu spaet und das Schild konnte man eh nicht mehr lesen. Ich war allerdings nicht so scharf darauf, auf dem Seitenstreifen einer Autobahn zu Zelten, also marschierten Fabian und ich los, um zumindest ein Schild zu finden, auf dem draufstand, wie weit der naechste Rastplatz etc entfernt war. Als wir dann die Strasse entlang liefen kamen uns 2 Erkenntnisse:
1. Unser Gepaeck war schwer und 2. der Sternenhimmel war unglaublich. In Mildura gab es ja schon viele Sterne, aber da hatte man auch immer irgendwo Licht, das einen etwas blendete. Der Highway war aber stockdunkel, wir brauchten sogar eine Taschenlampe, um die Strasse richtig sehen zu koennen. Und hier reihe ich mich mal in die Liste von Touristen ein, die Standartsaetze erzaehlen: so viele Sterne hab ich vorher noch nie gesehen!
Wir sahen aber noch etwas, was uns ueberraschte: relativ weit weg konnten wir ein rechteckiges Licht sehen, da musste also ein Haus stehen, wo sogar Menschen wohnten!
Wir machten uns also weiter auf den Weg, wis wir an eine kleine Strasse kamen, die den Highway kreuzte. Dort bogen wir ab und folgten wie Motten dem Schimmer der Fenster. Als wir an dem riesigen Grundstueck ankamen, mussten wir an die komischen Menschen denken, die wir auf dem Roadtrip getroffen hatten. Es war nicht gerade angenehm, darueber nachzudenken, warum Menschen freiwillig alleine in der Wildnis lebten und wie die wohl so drauf waren. Wir fassten uns aber ein Herz und gingen durch das Tor und auf das Haus zu. An der Seite war eine grosse Glastuer und als wir vorsichtig hindurch guckten, fiel mit einem Schlag die komplette Anspannung von uns ab: drinnen sass auf dem Sofa ein etwas dicklicher Mann mit freundlichem Gesicht und guckte mit seinem kleinen Sohn Star Wars.
Wir klopften an und ihr koennt euch sicher vorstellen, dass er nicht schlecht gestaunt hat, mitten in der Dunkelheit 2 Kerle vor seiner Tuer stehen zu sehen, wobei sein naechster Nachbar wahrscheinlich 30 km weit entfernt wohnt.
Er machte uns auf und wir fragten nach einem Schluck Wasser, was seine Frau anspornte, fuer uns unglaublich leckere Sandwiches zu machen, mit Huehnchen und Salat und lauter so geiles Zeug drauf und zum Nachtisch gab es auch noch Eis mit Kakao.
Unser Zelt konnten wir dann in deren Garten aufschlagen, deutlich besser als ein Seitenstreifen ;-)
Am naechsten Morgen bekamen wir dann auch noch ein Fruehstueck, sodass wir gar nicht recht wussten, wie wir uns bedanken sollten. Nach einigem Hin und Her machten wir uns dann wieder auf den Weg zum Highway, wo wir uns wieder an den Seitenstreifen stellten, um auf den naechsten Anhalter zu warten.
Es dauerte diesmal etwas laenger, aber dann hielt ein LKW-Fahrer, der uns anbot, uns bis nach Sydney mit zu nehmen.
Als wir in den Laster einstiegen empfing uns ein ziemliches Klischee: ein baertiger Mann, auch schon etwas aelter, der eine Zigerette rauchte und Country-Musik hoerte.
Er meinte, er wuerde auf dem Weg nach Sydney einen Zwischenstopp von ein paar Stunden einlegen muessen, wie wir erfuhren, um seine Familie zu sehen.
Wir fuhren bis dahin aber mit Vollgas Richtung Sydney, das heisst so viel wie: grundsaetzlich 20-30 kmh ueber dem Tempolimit. Nach einer Weile fuhren wir an einer Kamera vorbei, die das Tempo misst. Dazu eine kurze Erklaerung: Die Geschwindigkeitsmessung findet immer in 2 Stationen statt: die erste Kamera merkt sich das Auto und speichert die Zeit. Die zweite steht dann ein paar km weiter hinten und rechnet aus, ob man im Schnitt zu schnell gewesen ist.
Anstatt langsamer zu fahren, loeste unser Trucker das problem auf seine Weise: er heizte weiter bis kurz vor die zweite Kamera und hielt dann auf dem Seitenstreifen. Da goennte er sich ein paar Minuten, um seine Pfeife zu rauchen, waehrend wir mal kurz raus konnten, um uns die Fuesse etwas zu vertreten. Bald gings dann weiter, natuerlich wieder unbeeindruckt mit Vollspeed.
Nach einer Weile kamen wir dann an einer Tankstelle an, wo er seine angekuendigte Pause einlegte. Er empfahl uns, es in der Zeit bei Anderen zu versuchen (gerade, weil er nicht wirklich nach Sydney rein fahren musste, wir muessten also eh noch versuchen, jemand Anderes zu finden), nach einer kurzen Staerkung im McDonalds liefen wir also auf den grossen Platz und sprachen irgendwelche Leute an, ob sie nach Sydney fuhren. Dummerweise fand aber gerade eine Verschwoerung statt, denn von den vielen hundert Rastenden gab es keinen, der nach Sydney fuhr, alle wollten sie nach Melbourne, oder jedenfalls in die Richtung (wir suchten schon nach versteckten Kameras).
Wir gingen deshalb wieder runter auf den Highway und stellten uns an die Bahn, die nur nach Sydney fuehrte - die hatten wir aber ganz schoen ausgetrickst ;).
Im Gegenzug hielt aber auch keiner von denen, die nach Sydney fuhren, also liefen wir nach einer Stunde etwa wieder zurueck auf den Rastplatz, um mit dem Trucker weiter zu fahren. Auf dem Weg trafen wir einen Greyhoundbus, dessen Ziel Sydney war - hatten wir also doch noch Glueck gehabt? Wir sprachen den Fahrer an und erklaerten ihm unsere Situation. Er sagte uns darauf, wir sollten unseren Kram einladen, wir konnten es kaum glauben! Dann musste er sich mit seinem Kopiloten (Chef? sowas in der Art jedenfalls) besprechen. Waehrend er das tat, kam ploetzlich ein Kerl auf mich zu, der mich freundlich mit "hey, was machst du denn hier?" begruesste. Das war einer aus meiner Gruppe, mit der ich nach Sydney geflogen war, was fuer ein Zufall! Wir tauschten uns kurz aus, als dann auch der Fahrer wieder zu uns kam. Er fragte uns, ob wir Geld dabei haetten, was wir mit "kaum" beantworteten. Er machte uns also das unglaublich grosszuegige Angebot, uns fuer den halben Preis mitzunehmen, nur 50$. Haha, wo sollten wir denn 50$ hernehmen? Das war etwa das was wir ihm sagten, vielleicht etwas hoeflicher, jedenfalls mussten wir unser Gepaeck wieder ausladen und es woanders versuchen. Sein Chef (?) versuchte uns noch umzustimmen, indem er uns mitteilte, dass der naechste Bus erst morgen kommen wuerde, aber diese Erkenntnis liess uns leider auch keine 50$ im Geldbeutel wachsen. Ihm das zu erklaeren sparten wir uns, er haette es vermutlich eh nicht verstanden...
Also verabschiedeten wir uns schnell noch von Max und gingen zurueck zum Truck.
Als wir fast da waren, mussten wir allerdings sehen, wie er gerade anfuhr. Wir fingen an zu rennen, aber auch der Truck wurde schneller. Wir winkten und riefen, aber wir waren zu spaet - er sah uns nicht mehr und fuhr alleine weiter nach Sydney.
Was sollten wir machen, wir gingen wieder einmal zum Highway und freuten uns schon darauf, wieder mit dem grossen Schild von Lastern umgeweht zu werden.
Als wir gerade nicht damit rechneten, hielt ein Minibus (10 Sitze), um uns mit zu nehmen. Als wir einstiegen, sahen wir, dass uns diesmal die Army mitnahm, auch nicht schlecht ;-).
Der am Steuer war schon aelter, vielleicht ein Offizier oder sowas, und sein Beifahrer ein junger Rekrut. Wir schmissen unsere Backpacks also zwischen deren Gepaeck und machten es uns in dem geraeumigen Fahrzeug gemuetlich. Die beiden fuhren bis nach Sydney, es war also zum Glueck nicht so tragisch, dess uns unser LKW-Fahrer abgehaun war. Es war eine ruhige Fahrt, was uns nur recht war, denn wir waren von der langen Reise schon etwas mitgenommen.
In Liverpool wurden wir dann abgesetzt, das ist ein Stadtbezirk, etwa 30 min mit der Bahn vom Zentrum entfernt. Wir kauften uns also Tickets: 6$ fuer jeden. Damit betrugen die Gesamtkosten fuer unsere Reise von Melbourne nach Sydney knapp 10$, ich finde, da sind wir ganz gut weggekommen ;-)



PS: Das Rennen hat dann doch Tristan gewonnen. Anfangs sah es so aus, als wuerde er es sogar an einem Tag schaffen, dann wurde er aber irgendwo raus gelassen, wo ihn keiner mehr mitnahm (sah erst wieder gut aus fuer uns - wir bekamen massig Vorsprung). Am 2. Tag hatte er dann aber mehr Glueck als wir, die Raststaette hatte uns wieder zurueck geworfen und er zog an uns vorbei und kam mit einem knappen Vorsprung von einer oder zwei Stunden als erster in Sydney an.

Sonntag, 14. März 2010

Kapitel 4: Jobsuche in Melbourne

Als wir abends in Melbourne ankamen, war es schon zu spaet noch nach Hostels zu suchen. Da Philipp schon vorher in Melbourne gewesen war, wusste er genau, wo wir am besten uebernachten und essen konnten und fuhr uns zu einem alten Konvikt, das neben einem Park stand, in dem wir zelten konnten. Im Park fanden wir sogar einen Wasserspender, neben dem wir kurz entschlossen unser Zelt aufschlugen. Zu dieser uhrzeit war im Park auch keiner mehr, weshalb es wohl kein Problem war, dass wir dort campten. Erst am naechsten Morgen guckten die ersten Jogger etwas befremdet, als wir verschlafen aus dem Zelt krabbelten und uns am Wasserspender die Zaehne putzten. Wie schon vorher brachen wir schnell unser Zelt ab und brachten es zurueck ins Auto, wo Philipp und Tristan auch gerade aufwachten.
Im Konvikt gab es dann eine Art Cafe, wo es morgens ein Fruehstueck gab und ab dem Mittag ein Buffet und das beste an allem: es lief auf Spendenbasis, man zahlte also so viel man wollte. Es war also fuer uns eine Moeglichkeit, trotz sehr begrenztem Budget doch noch gut - nein, sehr gut! - essen zu koennen. Nach dem Fruehstueck fuehrte Philipp uns zu einem Hostel, wo er vorher gewohnt hatte, aber dort war schon alles voll. Also liefen wir los Richtung Innenstadt, um nach Hostels zu suchen, waehrend Philipp weiter nach Sorrento fuhr, wo er Freunde treffen wollte. Uns wurde gesagt, dass in Melbourne nie kontrolliert wurde, also fuhren wir die 6 km lieber mit der Bahn; wie es kommen musste, wurden wir auf unserer 2. Fahrt am Tag darauf auch gleich erwischt, aber es gelang uns, uns fuer Touristen auszugeben, die kaum Englisch sprechen und ueberhaupt keine Ahnung hatten. Obwohl wir jedes Wort der Schaffner erstaunlich gut verstanden, kamen wir damit durch und mussten nur das Ticket nachloesen.Die Hostelsuche stellte sich dann als schwieriger heraus, als gedacht. Den Grund erfuhren wir dann recht schnell: es waren gerade die Australien Opens am laufen, daher waren alle Hostels vollgestopft mit Tennisfans - klasse.Gegen Ende des Tages fanden wir dann aber doch noch ein Hostel: es lag noch halbwegs zentral, relativ edel, sauber und vor allem aber teuer! Wir waren aber auf Duschen angewiesen, wir wollten uns ja bewerben gehen, also mussten wir in den sauren Apfel beissen und 34$ pro Nacht bezahlen, eigentlich war 20$ unser gewaehltes Maximum. Nach 2 Tagen erweiterten Fabian und ich um eine weitere Nacht, waehrend wir Tristan, der nicht bezahlte, unter unserem Bett versteckten. Als uns das aber zu teuer wurde, ueberbrueckten wir den letzten Tag, bis die AO vorbei waren, indem wir zu 3. im 2-Mann-Zelt schliefen - das ist unbequem, aber moeglich.
Zum Glueck bekam ich dann von Eva und Marina, die auch gerade in Melbourne waren, den Tip, ins Arthouse einzubuchen, dort zahlten wir nur 20$ pro Nacht. Der 2. Vorteil war, dass unten eine Bar war, wo jeden Abend unterschiedliche Liveacts stattfanden, fuer die wir als Bewohner nichts Zahlen mussten.Anstatt uns aber zu vergnuegen, sah unser Taegliches Programm von Anfang an eigentlich so aus, dass wir mit unseren etlichen Lebenslaeufen durch die Stadt zogen und uns auf irgendwelche Jobs bewarben - egal ob Cafe, Baeckerei oder Fabrik, wir probierten es einfach ueberall.Irgendwann kam ich in eine Doenerbude und gerade, als der Chef mir erklaerte, dass er keine freien Stellen haette, sah ich, wie auf einem waagerechten Doenerspiess eine Taube sass und sich am Grill waermte - ich war kurz davor, mich als Kammerjaeger anzubieten. Naja, nach etwa einer Woche hatten wir so ziemlich alle Laeden im Umkreis von 10 km durch (auch den einen oder anderen vielversprechenden) und die Lust auf Melbourne war uns vergangen.Weil die Bueros unserer Organisationen dort waren und wir uns zunaechst in der Grossstadt die besten Chancen ausrechneten, beschlossen wir wieder nach Sydney zu reisen. Mangels Geld diesmal per Anhalter.