Samstag, 17. April 2010

Finally Sydney again

Ich weiss nicht warum, aber irgendwie fehlte mir in letzter Zeit einfach die Lust am schreiben, ich hoffe ihr seid mir nicht boese ;-)

Ich will das ganze jetzt ein wenig abkuerzen, damit ich auch mal irgendwann in der Gegenwart ankomme.
Am 8. 2. sind wir in Sydney angekommen. Die ersten 2-3 Tage waren wir wieder mal im Harbour City Backpackers Hostel, woanders gab es keine freien Betten mehr. Mit einem wildfremden Mann im Schlepptau wanderten wir also von Kings Cross, wo wir mit der Bahn angekommen waren, zum HCB und buchten mitten in der Nacht ein. Die naechsten Tage nutzten wir, um uns nach guenstigen Wohnungen umzuschauen, denn da wir ja einen Job in Aussicht hatten, wollten wir uns etwas festlegen, um Geld zu sparen. Die Wohnungen, die wir besichtigten waren aber eine dreckiger als die andere, die eine hatte sogar Kakerlaken in der Fritteuse zu bieten. Erst an unserem letzten Tag, nachdem wir schon ausgecheckt hatten und so gar keine Bleibe mehr hatten, kamen wir in eine Wohnung, die annehmbar sauber war - leider auch eine der teuersten. Wir schafften es aber noch, sogar halb ungewollt, den Preis etwas runter zu handeln. Am Ende mussten wir statt 130/w/p nur 120 zahlen und statt 250$ Pfand fuer jeden, nur einmal 50$, das war gerade noch im Budget drin.
Die Wohnung liegt direkt gegenueber vom Hauptbahnhof und 10 Min zu Fuss von der Innenstadt, also eine super Lage. Auch unsere Mitbewohner waren in Ordnung.
Schnelldurchgang: Wir meldeten uns bei Simon, der der uns den Job auf seinen Booten angeboten hatte. Die Arbeit war entspannt, wir wurden sogar haeufiger mal ermahnt, nicht so schnell zu machen :-)
Irgendwann meldete sich Simon aber immer seltener und bald dann gar nicht mehr. Immer wenn wir ihn anriefen sagte er nur etwas wie, "Ich muss mal schauen, ich ruf euch zurueck" und dann kam nichts mehr...
So kam es, dass wir erst mal wieder arbeitslos waren. Als dann unser Geld knapp wurde, probierte ich es mal bei Patrick, der "Mensch", der sich eigentlich bei Work 'n' Holiday um die Arbeitsvermittlung kuemmern sollte. Von ihm bekam ich den hilfreichen Tipp, mir von zu Hause Geld schicken zu lassen, damit ich gut essen koennte, um fit genug fuer die Jobsuche zu sein - ich bin heute noch dankbar fuer diese unglaubliche Hilfe.
Als ich etwas spaeter in letzter Verzweiflung noch einmal zu ihm ging, bot er mir einen Job in einer Hotelkueche an (den er uebrigens waehrend ich bei ihm sass einem anderen Backpacker auch anbot), fuer den man aber lange Erfahrung vorweisen musste, die ich natuerlich nicht hatte. Noch ein dickes Dankeschoen an Patrick!
Aber mir ist das auch vorher schon aufgefallen, dass er den gleichen Job an mehrere Leute verteilte, oder Sachen anbot, fuer die man sich mind 6 Monate verpflichten musste. Das ist perfekt fuer Backpacker, denn mit unserem Visum darf man nicht laenger als 6 Monate fuer den gleichen Arbeitgeber arbeiten. Fabian und ich haben mittlerweile die Theorie, dass Patrick einem Club angehoert (Patricks of Sydney, zu finden in Bondi Junction), deren erklaertes Ziel es ist, Backpacker zu verarschen und geziehlt gegeneinander auszuspielen.
Uebrigens ist er Franzose, nur nebenbei erwaehnt.
Als das also ins Leere bzw weiter in die Schuldenfalle fuehrte, ich lebte mittlerweile indirekt von Fabians Eltern, starteten wir unseren letzten Versuch und druckten uns Lebenslaeufe aus, um Doorknocking zu machen. Zur gleichen Zeit teilte uns BG, unser amerikanischer Mitbewohner mit, dass er einen neuen Job als Vertreter fuer Telefonvertraege hatte und dass wir dort auch anfangen koennten. Da wir jung waren und das Geld brauchten, stimmten wir letztlich zu, das einmal auszuprobieren. Fuer den Job sprach, dass wir einen Retainer von 400$/Woche bekamen. Sprich: egal wie viele Vertraege wir verkauften, wir bekamen fuer die ersten 4 Wochen je 400$. Was gegen den Job sprach, sollten wir noch schnell genug herausfinden...
Zur gleichen Zeit fand Fabian einen Sexshop, wo tatsaechlich demnaechst eine Stelle frei werden sollte. Weil die aber nur Leute fuer laengere Zeit suchten und Fabian schon beschlossen hatte, nicht mehr so lang zu bleiben, ueberliess er mir die Stelle, was ich bis heute sehr zu schaetzen weiss!
Aber zurueck zum Vertreter-Job. Die Firma fuer die wir arbeiteten heisst Optus und ist neben Telstra einer der fuehrenden Telefon- und Internetanbieter in Australien. Unser Job war es also, mit schlauen Broschueren voller toller Angebote durch ausgesuchte Stadtbezirke zu wetzen und an Haustueren zu klopfen (oder zu klingeln, wenn die Technik dort schon so weit vortgeschritten war) und die Leute davon zu ueberzeugen, dass Optus viel ueberlegener ist als Telstra.
Da das nicht so einfach ist, bekamen wir in der ersten Woche eine Ausbildung, wie man sowas am besten anstellt. Als wir das erste mal den Raum betraten, fuehlten wir uns irgendwie fehl am Platz. Abgesehen von uns und einer Chinesin waren nur Inder anwesend. Gut, manche kamen auch aus Bangladesh oder Pakistan, was aber keinen grossen Unterschied machte. In Australien herrscht uebrigens das allgemiene Vorurteil, dass Inder geldgeile und unangenehme Typen sind, leider hat sich das in unserer Gruppe groesstenteils bestaetigt. Einige der Anwesenden bruesteten sich spaeter damit, selbst zu Hause, ausserhalb ihrer Arbeitszeit noch an Freunde oder Fremde von der Strasse Vertraege verkauft zu haben. Das waren aber noch die eher harmlosen, die waren einfach nur total auf den Job und das Geld fixiert, nebenbei aber ganz in Ordnung - zumindest waren es keine *rschloecher. Unsere Vorgesetzten aber waren da eher von der ueblen Sorte.
Am Anfang wurde uns - wohl eher alibimaessig - erzaehlt, was man wegen des Verbraucherschutzes nicht tun duerfe. Dazu gehoerte zum Beispiel nicht luegen, oder niemandem etwas verkaufen, der nicht zurechnungsfaehig ist, nur um zwei Beispiele zu nennen. Nach ein paar Tagen wurden diese Gesetze dann aber erst immer schwammiger und am Ende wurde uns sogar beigebracht, dass man Junkies, die nicht schnallen was abgeht, am besten anluegen koennte. Und falls da mal einer dabei sein sollte, der nicht fluessig war, kein Problem: beim Kredit-Check am Telefon einfach Daten faelschen und schon kann man den Vertrag abschliessen.
Dazu mussten wir uns jeden Tag bevor es los ging etwa 3 Std anhoeren, wie wenig Vertraege wir erst verkauft haetten und dass wir unser Auftreten an der Tuer noch so viel mehr verbessern muessten. Und ueberhaupt, Hardik (unser Chef) hatte so viel Geld in diese Abteilung investiert, wenn wir nicht langsam Verkaeufe machten, koennte er und wir damit auch, einpacken (hiess fuer mich dann aber eher: "Herausforderung angenommen" ;-) ).
Ich versuchte das ganze dann so gut es ging zu ertragen und als wir einzeln in den Vororten abgesetzt wurden, nutzte ich die Zeit, um mit Fabian (wenn er in der Naehe abgesetzt wurde) ein wenig im Park zu liegen, oder mit Leuten an der Tuer zu sprechen, wie wenig ich meinen Job mag.
Naja, manchmal versuchte ich tatsaechlich auch mal Vertraege zu verkaufen, aber da ich ehrlich zu den Leute war, gelang mir nur ein Verkauf in 3 Wochen - und damit lag ich gar nicht mal weit unter dem Durchschnitt! Diesen Vertrag bekam ich aber auch eigentlich nur, weil der Mann mir gleich sagte: "Ich bin bei Telstra und werde Abgezogen, meine Freunde haben mir schon laenger Optus empfohlen". Er war mir auch gleich sympathisch, sodass ich den Tag damit verbrachte, 2 Bier mit ihm zu trinken und einfach ein bisschen zu quatschen, bis ich von "the Hardik" abgeholt wurde.
In der 3. Woche kam es dann zu den ersten Problemen mit the Hardik, weil unser Geld einfach nicht kam. Erst vertroestete er uns auf den naechsten Tag, weil gerade Feiertage gewesen waren und die Banken sowieso langsam arbeiteten. nach dem 3. Tag akzeptierten wir aber keine Ausrede mehr und baten ihn das Geld sofort zu ueberweisen. Ich bekam meins sogar, musste aber feststellen, dass ich nur die Haelfte bekommen hatte - nur 200$/Woche. The Hardik begruendete es damit, dass wir noch unerfahren in dem Job waren, die anderen hatten ja alle schon vorher als Vertreter gearbeitet. Komisch, denn genau das hatten wir am Anfang mehrmals ganz genau nachgefragt und immer kam die selbe Antwort: "Ihr seid eine Gruppe, ihr werdet definitiv alle gleich bezahlt. Ja, auch wenn ihr noch keine Erfahrung habt." Aber was haben wir denn von einem erwartet, der uns beibringt zu luegen und zu betruegen, um mehr Geld zu verdienen. Fabian bekam dann wegen einem Fehler in der Ueberweisung immer noch kein Geld und musste seine Kontodaten noch einmal durchgeben. Als The Miazi (der, der sich um die Finanzen kuemmerte) dann seine richtigen Daten hatte, sagte er (nachdem die erste bezahlung schon 2 Wochen ueberfaellig war), dass Fabian dann das ganze Geld naechste Woche am Zahltag kriegen sollte. Das Problem war nur, dass er schon seinen Urlaub gebucht hatte und gar nicht mehr so lange dort arbeiten konnte. Dass er den Indern sagte, das er seine Wohnung nicht mehr zahlen konnte, weil das Geld fehlte, was die ihm noch schuldeten, haette denen kaum egaler sein koennen. Als er dann irgendwann kuendigen musste, weil er noch bevor er nach Hause fliegt an die Sunshine Coast wollte, war eigentlich klar, dass er fuer 3 Wochen harte Arbeit (9-10 Std/Tag) keinen Cent sehen wuerde. Momentan waegen wir noch ab, ob wir diverse Kontakte spielen lassen und Eigenjustiz ueben, oder ob wir einfach zur Polizei gehen sollen, ohne irgendetwas beweisen zu koennen...
Jedenfalls wissen wir jetzt, dass unsere Abneigung gegen Salesman-Jobs von Anfang an berechtigt war.
Ok mittlerweile haben wir also beide gekuendigt, mein letzter Tag war der, an dem ich mein Geld bekam ;-) und Fabian ist gestern in Richtung Sunshine Coast geflogen, um eine Woche an der Strandbar mal richtig die Seele baumeln zu lassen.
Zwischenzeitlich hatte ich neben Optus schon mit dem Job in der Risqué Boutique, dem Sexshop angefangen. Das fuehrte dazu, dass ich zum einen nie Zeit hatte und zum anderen nach meiner ersten Woche dort ploetzlich 1150$ in der Hand hielt - und das nachdem ich etwa 2 Monate auf kleinster Sparflamme gelebt hatte. Es war also an der Zeit Fabian endlich meine Schulden zurueck zu zahlen, nebenbei noch die Miete und mal ein paar teurere Zutaten zum Kochen. Ein bisschen Shopping musste auch drin sein und das Restgeld wurde dann zurueckgelegt - 1 Woche voller Stress hatten sich gelohnt :-)
Der Job an sich ist uebrigens schon fast ein Traumjob: wir haben ein tolles Team, eine ueberwiegend nette und durchaus attraktive Kundschaft und die Bezahlung ist durch meine Nachtschichten und dem Bonussystem auch nicht all zu schlecht (pro Woche bisher zwischen 550 und 750$ und das bei 4-5 Arbeitstagen á 7-8 Std).
Mittlerweile hab ich schon wieder einen regelmaessigen Rhytmus drin: irgendwann um 14/15 Uhr aufstehn, Essen, Einkaufen/Relaxen, Essen, dann um 17:30 zur Arbeit und um 2:00 gehts wieder nach Hause, wo wieder gekocht wird. Wenn ich dann muede werde (meist gegen 5/6) geh ich schlafen. Wenn ihr mal umrechnet seht ihr also, dass ich eingentlich wieder den deutschen Rhytmus drin habe :D

So und damit bin ich wieder im Heute angekommen.
Das letzte, was hier noch erwaehnenswert waere, ist wohl unser Kampf um die Wohnung:
Wir hatten die WG ueber Gumtree, eine Internetseite, gefunden, und waren mit unserer Vermieterin, Sunny, sogar halbwegs gut ausgekommen (wenn man mal von der einen oder anderen Respektlosigkeit unsererseits absieht, die aber nur rein geschaeftlich war). Irgendwann kam aber nachts ganz ploetzlich die SMS: "Hey wie gehts euch. Sorry aber ihr muesst in einer Woche ausziehen und alle anderen auch" - ein ziemlicher Hammer, denn eine Woche war eine sehr kurze Zeit und das dann auch noch per SMS - das wollten wir uns nicht bieten lassen.
Wir (Jo, Fabian und ich) gingen also kurzentschlossen am naechsten Tag los und statteten Sunny einen Besuch in dem Geschaeft ab, in dem sie arbeitet. Ihr war das offenbar sehr unangenehm und versprach uns, noch am selben Tag zu uns zu kommen und darueber zu sprechen.
Am Abend kam sie dann in unsere Wohnung, wo wir schon zu 7. versammelt auf sie warteten. Sie erklaerte uns die Situation so, dass der Besitzer gewechselt hatte und sie die Wohnung raeumen muesse. Nach einigem Hin und Her versprach sie uns dann am naechsten Tag unser Pfand zurueck zu geben (was ihr gar nicht passte) und uns andere Wohnungen anzubieten. Und 2 Tage spaeter kam sie dann tatsaechlich mit einem Angebot an, eine vergleichsweise gigantische Wohnung mit grossem Balkon, einer tollen Aussicht und Sonnenlicht! War mir mit 150$ aber noch zu teuer und ich sagte ihr, ich wuerde es mir ueberlegen.
Am naechsten Tag stand dann ploetzlich Danny in unserer Wohnung, ein aelterer Chinese, den Sunny immer als eine Art Manager dargestellt hatte. Er stellte sich ploetzlich als der Besitzer vor und erklaerte uns, dass er Sunny gefeuert hatte, weil sie ihm noch 5000$ schulde und die nicht zu bezahlen schien. Stattdessen bot er nun uns die Wohnung an, fuer den eigentlichen Preis, nicht den verteuerten, den Sunny uns gemacht hatte. Wir haben also vorgenstern die Wohnung uebernommen, Kevin, einer der beiden Vietnamnesen, die bei uns wohnen und immer stinkenden Fisch kochen, ist der Vertragsunterzeichner. Kurz zusammengefasst heisst das: wenn wir 6-7 Leute sind zahlen wir nur noch 90-100$ (statt 115-130), es ist also viel billiger geworden. Und wir haben keine Sunny mehr, die woechentlich beim Geldeintreiben erwaehnt, wie unordentlich es ist und dass sie mehr Geld verlangt, wenn wir nicht aufraeumen.
Kurzum: von jetzt an geht es fuer mich wieder aufwaerts.