Mittwoch, 24. Februar 2010

Kapitel 3: Der Roadtrip nach Melbourne

Nachdem wir 19 Tage und ein paar hundert Dollar in Mildura verschwendet hatten, ging es endlich fuer uns weiter in eine andere Stadt, wo wir es nochmal versuchen wollten. Unsere Hoffnungen waren gross, denn wir dachten uns, in Melbourne sollte es nicht allzu schwer fallen, einen Job zu finden, es ist immerhin die 2. groesste Stadt in Australien.
Unser Plan war, nach Sueden zu fahren und dann irgendwo um Warrnambool an die Kueste zu stossen, um dort dann ueber die populaere Great Ocean Road an der Kueste entlang Richtung Melbourne zu fahren.
Mit laut droehnender Partymusik ging es dann erstmal raus aus der Zivilisation und rein in die Natur. Das klingt jetzt allerdings spannender als es wirklich ist. Links und rechts sah man meistens nur endlose Felder oder Waelder und gerade aus immer nur die selbe staubige Strasse. Verkehr oder (lebende) Tiere gab es auch nicht. Das tat der Stimmung im Auto allerdings keinen Abbruch, denn es lief droehnende Partymusik, dank der fetten Boxen sehr ueberzeugend, und wenn Phillipp mal keine lust auf Autofahren hatte (wenn zB eine Zigarette gedreht werden musste), wurde halt der Tempomat eingeschaltet und Fabian lenkte vom Beifahrersitz.
So fuhren wir dann bis wir abends in einem kleinen Dorf ankamen, Hopetoun, wenn ich mich recht erinnere. Es war schon relativ dunkel und wir standen ploetzlich vor der schwierigen Aufgabe, Leute zu finden, denn wir wollten noch nach dem Weg zu einem See fragen, wo wir eigentlich campen wollten: Fabian und ich hatten uns dazu in Mildura ein 2-Mann-Zelt gekauft, 30 $ die sich noch auszahlen sollten, und Tristan und Philipp wollten im Auto schlafen. Irgendwann fanden wir tatsaechlich noch einen Laden, wo auch wirklich noch Leute waren, ein Glueckstreffer, wenn man sich ueberlegt, wie winzig der Ort war. Als wir dann durch eine Nebentuer reingingen, die Haupttuer war schon geschlossen, wurden wir zunaechst von einem ruppigen "What are you after!" begruesst - und die Dame machte auch erstmal keine Anstalten von dem Tisch im Laden aufzustehen und zur Theke zu gehen. Auch der Blick der beiden, bei ihr sass noch ein Mann, liess mich ploetzlich unwillkuerlich an einige Stephen King Buecher denken. Als wir dann nach dem Weg fragten (den sie uns nicht wirklich beschreiben konnte) und irgendwer noch eine Kleinigkeit kaufte, wurden wir ununterbrochen stumm von den Leuten im Laden angestarrt - ein tolles Gefuehl ;-).
Spaeter im Auto tauschten wir dann Storys von verrueckten, Macheten schwingenden Farmern aus, die bevorzugt in kleineren, dunklen Doerfern wohnen und Backpacker ueberfallen, die in Zelten schlafen.





Nachdem wir dann eine Weile durch die Gegend gefahren waren, fanden wir tatsaechlich einen See, aber einen anderen, als geplant. Egal, dieser See hatte einen Campingplatz in der Naehe, dessen Eingang wir sogar schon nach dem 3. Vorbeifahren fanden.
Nachdem wir in der Dunkelheit unser Zelt aufgeschlagen hatten, gingen wir erstmal duschen - was fuer eine Wohltat. Danach suchten wir uns einen Grill (quasi eine Metallplatte, die von unten mit Gas befeuert wird - solche BBQs stehen ueberall in Australien rum) und machten uns mit Tristans neuem Topf und meiner neuen Pfanne eine leckere Pasta. Nach dem Essen machten wir uns daran, die Benzinkosten zu senken, indem wir Ballast abwarfen; mit anderen Worten: der Goon (Billigwein) wurde angezapft.
Nach einem langen Abend legten wir uns dann schlafen, und versuchten nicht an die Menschen im Dorf zu denken, die sicher schon mit Fackeln und Mistgabeln auf der Suche nach uns waren.




Am naechsten Morgen, nach einer 2. ausgiebigen Dusche, packten wir dann schnell unseren Kram zusammen, und bevor auf dem kleinen Campingplatz was los war, waren wir auch schon wieder verschwunden - was soll man machen, wenn das Budget so klein ist, dass man es mit blossem Auge kaum erkennen kann...






Das naechste Ziel lag dann schon gleich um die Ecke: der Wyperfeld National Park (den Schaedel auf dem Foto oben links wollte Philipp uebrigens mitnehmen und vorne aufs Auto kleben, aber der war zu gut festgemacht :-) ), wo wir uns ein bisschen Wuestenstimmung erhofften. Was wir dann aber bekamen, als wir dort den "desert walk" machten, war 1 1/2 std Marschieren durch die Langeweile. Die ersten 10 min waren noch ok, aber dann wussten wir, wie staubige und karge Eukalyptusbaeume aussehen. Tiere gabs auch keine zu sehen, die hatten wahrscheinlich auch keinen Bock auf diese Einoede.
Als wir dann also endlich wieder zum Auto zurueckkamen, verriet uns ein Blick auf die Landkarte, dass wir unseren Plan mit gut 2 Tagen vergessen konnten. Insgesamt wuerden wohl eher 4 daraus, wir wollten ja nicht hetzen.
Der naechste Zwischenstop war dann der "Pink Lake", an dem wir auch erstmal versehentlich vorbei fuhren. Nach gut 5 km mussten wir also mitten auf der Strasse wenden und nochmal zurueck fahren, gut dass da kaum einer unterwegs war.
Der Pink Lake stellte sich dann als ein ausgetrockneter Salzsee heraus, der eine Rosa/Lila Faerbung hatte - Philipp mit seinem gelben T-Shirt und seiner Pinken Sonnenbrille passte da perfekt rein ;-).
Nachdem wir ein bisschen mit unseren Kameras herumgespielt hatten, wobei auch das wunderschoene Foto von Fabian und mir entstand, stiegen wir ins Auto zurueck und setzten unseren Weg ueber die nahezu menschenleere und schier endlose Strasse fort.

Als wir dann irgendwann an einem Kaenguruhschild vorbei kamen, mussten wir beweisen, dass wir gute Touristen waren, und machten ein paar Pflichtfotos:


















Danach fuhren wir eine Weile durch den Little Desert National Park, der aber nicht weiter spannend war - abgesehen von der ersten Schlange die ich in Australien sah, aber die war leider tot. In Gymbowen wollten wir dann abbiegen und ihr koennt euch nicht vorstellen, dass das in einem Dorf von geschaetzt 20 Einwohnern ein Problem werden koennte, aber so war es. Weil ploetzlich ein paar Strassen zu viel da waren und es keine hilfreichen Schilder gab, wollten wir Einwohner nach dem Weg fragen. Dass wir keinen Menschen fanden wundert mich nicht, schaut euch die Stadthalle an und ihr wisst, wovon ich rede!
Aber nach ein bisschen Hin-und-her-fahren fanden wir den Weg dann aber auch so, so konnten wir unser naechstes Etappenziel anpeilen: den Grampians National Park.





Der Grampians National Park ist eine ziemlich bergige Angelegenheit, allerdings beginnt die Landschaft nicht mit ein paar Huegeln, die dann hoeher werden - irgendwann stehen ploetzlich einfach gigantische Felsen in der Landschaft rum, die dann haeufiger werden, bis sie eine Art Gebirge bilden. Den ersten Fels mussten wir auch gleich besteigen und wurden mit einer unglaublichen Aussicht belohnt!
Als wir dann weiter fuhren, wurde die Landschaft immer gruener und wir konnten langsam erkennen, dass wir so langsam dem Regenwald etwas naeher kamen. Unsere naechste Unterkunft fanden wir dann in Halls Gap, einem Dorf mit 281 Einwohnern, aber 6000 Schlafplaetzen, sehr touristisch also. Dort gab es einen Campingplatz, wo wir schlafen wollten, allerdings war die einzige Auffahrt durch eine Schranke abgesperrt. Neben dem Platz gab es aber einen kostenlosen Parkplatz, wo auch schon ein paar andere Backpacker ihre Autos zum Uebernachten geparkt hatten, also stellten wir uns gleich dazu. Mit dem Zelt gingen Fabian und ich dann spaeter auf den Campingplatz und suchten uns einen Platz, der fuer diese Nacht frei geblieben war.
Bevor wir schlafen gingen, suchten wir uns noch von verschiedenen Feuerstellen uebrig gebliebenes Holz zusammen und machten uns etwas zu Essen. Dabei trafen wir ein paar Hippies (einer stellte sich als "Moondog Spock - Auuuuuuu" vor) die uns auch noch den Tuercode von den Duschen verrieten.
Am naechsten Morgen (nachdem ein paar Wallabies an unser Zelt geklopft hatten) ging es nach einer kurzen Dusche in aller Fruehe weiter, unser Zeitplan war relativ knapp bemessen.
Es ging also weiter zum Grampians National Park, durch den wir wandern wollten. Dort war es schon ziemlich gruen, vor allem aber sehr felsig und steil. Als wir irgendwann langsam schlapp machten, waren wir dankbar ueber unseren Oberfeldwebel Tristan, der es schaffte, uns jedes Mal, wenn uns die Puste ausging, nachdruecklich zum Weitergehen zu ermuntern. Das war der Grund, warum wir nur einen halben Tag brauchten, bis wir alles Sehenswerte gesehen hatte, was es so in den Grampians gab.

Hier mal ein paar Bilder:
































Am Abend kamen wir dann in Warrnambool an, in der Naehe, wo ungefaehr die Great Ocean Road anfaengt. Ein paar Km weiter fanden wir dann einen Campingplatz, auf dem wir uebernachteten. Fabian und ich schliefen dort im Fernsehraum, weil es da Sofas gab, das war bequemer, als im Zelt mangels Isomatte direkt auf dem Boden. Das einzige Problem ergab sich, als am naechsten Morgen (wir waren gerade erst aufgewacht und hatten nichtmal unsere Schlafsaecke richtig verstecken koennen) eine Frau in den Raum kam und fernsehen wollte. Als der Fernseher nicht anging, fragte sie uns, ob der ueberhaupt funktionierte, woraufhin wir traurig guckten und den Kopf schuettelten, als ob wir es selber gerade erst versucht haetten. Als sie wieder ging, packten wir schnell unsere Sachen und verstauten sie im Auto. Kurz danach fuhren wir weiter: Die Graet Ocean Road stand auf dem Plan!



Die Great Ocean Road stellten wir uns erst so vor, dass wir an etlichen Straenden vorbei fuhren, wo natuerlich ueberall fette Parties im Gange waren, sodass wir nur von Party zu Party fuhren und uns zwischendurch in die Sonne legten, oder ins Wasser gingen (Philipp trug keinen unwesentlichen Beitrag zu dieser Vorstellung bei). Ueberraschenderweise war der erste Strand an dem wir ankamen menschenleer. Diese Ungestoertheit nutzten wir aber gleich geschickt, um uns bei wunderschoener Aussicht Fruehstueck zu machen - es bestand im Wesentlichen aus gebackenen Bohnen oder Spaghetti aus der Dose: ein perfekter Start in den Tag!
Als wir dann weiterfuhren, stellten wir unfreiwillig fest, dass es weniger Straende als erwartet gab (zu grossen Teilen schlaengelte sich die Strasse auch durch Waelder, anstatt nur an der Kueste zu liegen) und Parties fanden auch leider keine statt.
Frueher als erwartet kamen wir dann an den 12 Aposteln vorbei (von denen nur noch 8 stehen - und das wohl auch nicht mehr besonders lange), wo wir auch gleich einen laengeren Stop einlegten, um uns ein wenig wie Touristen zu benehmen.
Den Rummel um die Apostel kann ich allerdings verstehen, denn beeindruckend sind die Felsen schon und vor allem sehen sie genau so aus, wie auf den Fotos. Ich hatte schon fast das Gefuehl, dort schon gewesen zu sein ;-).
Nach den 12 (8) Apostels war unser naechstes Ziel ein Wald mit Riesenbaeumen, durch deren Kronen man in schwindelerregender Hoehe ueber Stege von Baum zu Baum spazieren konnte. In erster Linie waren fuer uns aber die Preise dafuer schwindelerregend, also mussten wir leider ohne Riesenbaeume weiterfahren.
Die Strasse machte etwas spaeter dann einen Schlenker von der Kueste weg und wir wurden in einen Regenwald gefuehrt, der seinem Namen alle Ehre machte, indem er uns den ersten Regen seit etwa einem Monat bescherte (naja, einmal hatte es auch in Mildura geregnet und das heftig, aber da die ganzen uebrigen Tage waren so extrem trocken waren, kann man sagen, dass statistisch gesehen ein einwandfreier Sommer vorlag). Als wir aber mal eine Nebenstrasse entlangfuhren (ich durfte uebrigens fahren - der Linksverkehr ist nur halb so wild) wurden wir dafuer von dem Anblick von ca 7 Koalas belohnt, die ueber der Strasse hingen und schliefen, nichts taten, oder sich von ersterem erholten (den einen taufte ich Gilly).
Als wir weiter durch den Regenwald fuhren, hielten wir noch an ein paar Wasserfaellen, die nur ueber einen langen Wanderweg zu erreichen waren - aber da hatten wir uns ja mittlerweile dran gewoehnt.
Um doch noch etwas Strandfeeling zu haben, legten wir uns an den Strand von Lorne (wenn ich mich richtig erinnere, aber tut ja eh kaum was zur Sache, wichtig ist: Strand), der zwar direkt an der Stadt lag und besonders warm war es auch nicht, aber wir nahmen unsere Pflicht, waehrend der Great Ocean Road am Strand zu liegen, sehr ernst.
Am spaeten Nachmittag, wir hatten etwa 2 std dort gelegen/geschlafen, nahmen wir unsere letzte Etappe in Angriff: Melbourne.
Wir fuhren also noch ein paar Stunden, bis wir abends nach Einbruch der Dunkelheit unser Ziel erreichten.
Nach 19 Tagen Wueste und 4 Tagen Wildnis hatte uns die Grossstadt wieder.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Kapitel 2: Die Flucht aus Mildura

Als das mit dem Geld nicht so klappte, wie wir uns das vorgestellt hatten, fingen Fabian und ich an, uns Gedanken ueber unsere Weiterreise zu machen. Eigentlich wollten wir in eine andere Wuestenstadt fahren, wo das Fruitpicken besser bezahlt ist; das Problem an Mildura war einfach, dass es im Lonely Planet steht, daher sind dort mehr Backpacker, als gut bezahlte Arbeitsstellen. Das erste Ziel ueber das wir nachdachten war Condobolin, weil ich da dank Fridtjof immerhin schon ein paar Kontakte hatte (danke nochmal, dass du dir die Muehe gemacht hast ;) ), aber wir mussten schnell erkennen, dass wir dazu wohl ein Auto braeuchten. Nicht nur um dort hin zu kommen, bei den Preisen von Bus und Bahn wurde uns erst einmal schlecht, sondern auch, um die abgelegenen Farmen zu erreichen.
Da wir das aber nicht so schnell aufgeben wollten, liefen wir also kurzentschlossen zu einem Autohaendler, um uns einen Ueberblick zu verschaffen (Fabians Traum, mit einem Quad durch Australien zu fahren, platzte leider bei dem Besuch eines solchen Haendlers ;-) ).
Der erste Haendler sagte uns, dass in unserer Preisklasse (unter 2.000$) kaum was zu finden sei, aber es gab da eine Frau, die sich bei ihm ein Auto gekauft hatte und ihres schnell los werden wollte, es sollte blos 1.200$ kosten. Nach langem Hin und Her war uns das aber doch zu riskant, weil wir nicht unser komplettes letztes Geld in ein Auto stecken wollten, von dem wir nichtmal wussten, ob das fuer lange Routen ueberhaupt noch taugte.
Durch unsere Ueberlegungen, wurde Philipp die Partymaus auf das Auto aufmerksam, da er noch eins fuer seinen geplanten Roadtrip brauchte. Also fing er an, intensiv Autos zu vergleichen, wobei Attachments wie Spoiler oder iPod Adapter eine sehr wichtige Rolle spielten. Letztlich kaufte er aber tatsaechlich das Auto dieser Frau, da dort gerade die Registrierung erneuert, und das Auto eben ueber den TÜV gekommen war (und noch viel wichtiger: die Boxen hatten einen fetten Bass).

Weil Phil vorhatte, nach Melbourne zu fahren und dabei die Great Ocean Road und ein paar National Parks mitzunehmen, beschlossen Fabian und ich mit ihm und Tristan Mildura Richtung Melbourne zu verlassen.
Bis das Auto dann wirklich da war vergingen noch 2-3 Tage, in denen wir uns auf den bevorstehenden Roadtrip vorbereiten konnten, Phil besorgte uns sogar ein Maskottchen: einen Kunstoffhund mit qualmender Kippe im Maul.

Am Montag Morgen gingen Phil und Tristan dann los, um das Auto abzuholen und die letzten Dinge zu regeln, wahrend Fabian und ich uns bei der Touristeninformation Karten der Umgebung geben liessen. Irgendwann gegen Nachmittag wurden wir dann doch nervoes, weil sich Phil gar nicht meldete, aber irgendwann hoerten wir dann wildes Gehupe aus dem Hinterhof und da war klar: unser Trip konnte endlich beginnen!

Wir luden also schnell unsere 4 grossen Rucksaecke in den Kofferaum (da passte doch mehr rein, als es erst ausgesehen hatte) und verabschiedeten uns noch von den anderen. Dann ging es mit Vollgas Richtung Sueden (eigentlich erstmal in den naechsten Coles und danach nochmal zurueck, weil wir was vergessen hatten, aber das klingt nicht so gut).







Bevor ich aber Mildura ganz verlasse, hier nochmal eine kurze Zusamenfassung:















Aussentemperatur Nachts: angenehme 39Grad














Ein Mysterioeser Fleck an meinem Arm blieb immer sauber.












Willem, Fabian, Andrej und Tristan











Zwischenzeitlich suchte uns mal ein Sandsturm heim.











Milduras immerblauer Himmel - hier mal mit extem starker Bewoelkung ;-)























So, ich hoffe, die Bilder werden bei allen richtig angezeigt, der Bearbeitungsmodus hat mich halb in den Wahnsinn getrieben ;-)

Fortsetzung folgt